Testbericht - Klymit Inertia X Frame Isomatte

Pro

  • Ausgefallenes Design
  • Geringes Gewicht
  • Praktisches Ventil
  • Geringes Packmaß

Kontra

  • Hält die Luft nicht
  • Geringer Liegekomfort

Das amerikanische Unternehmen Klymit wurde im Jahr 2007 in Utah gegründet und bietet seitdem eine breite Palette an Produkten für den Outdoor- und Backpacking-Bereich an. Besonders im Segment "Ultralight" beschreitet der Hersteller neue Wege und setzt dabei auf teils radikal neue Ansätze. Seit 2019 gibt es auch einen deutschsprachigen Vertrieb, wodurch der Hersteller nun auch den europäischen Markt aufmischt.

Ich habe von Outsidestories.de die Inertia X Frame Isomatte für einen Test erhalten. Diese Isomatte fällt sofort durch ihr außergewöhnliches Design auf. Bisher habe ich keine Isomatte gesehen, die einen solchen Ansatz verfolgt. Das Hauptthema ist klar: Ultralight. Material wird überall dort eingespart, wo es möglich ist, und nur das Nötigste wird geboten. Ob das auch bequem ist und funktioniert, wird der Test zeigen. Doch zuerst zu den technischen Daten der Inertia X Frame Isomatte:

  • Gewicht: 260,82 g
  • Maße: 183 x 58 x 4 cm
  • Packmaß: 15 x 8 cm
  • Material: 75D Polyester
  • Garantie: Lebenslange Garantie

Ein Gewicht von 260 g bei einer Isomatte ist natürlich eine Ansage. Jetzt muss sie nur noch bequem sein, und schon hat man die perfekte Isomatte für einen Overnighter im Sommer. Oder?

Erster Eindruck

Es fällt sofort auf, dass die Isomatte wirklich sehr kompakt und leicht ist. Im Vergleich zu anderen Modellen in meinem Sortiment ist die Matte teilweise nur halb so schwer. Auch das Packmaß ist deutlich kleiner als bei der Konkurrenz. Beim Auspacken stechen sofort die X-Frame-Konstruktion und das Ventil ins Auge. Dieses Ventil kann in zwei Positionen gedreht werden: eine zum Aufblasen und eine zum Entleeren. Nach wenigen Sekunden Aufblasen ist die Isomatte vollständig gefüllt. Mit einer Dicke von 4 cm ist sie vergleichsweise recht dünn. Andere Isomatten bieten eine deutlich dickere Liegefläche. Es wird sich noch zeigen, ob diese Stärke im Praxiseinsatz ausreicht.

 

Das X-Frame-Konzept wirkt sehr innovativ. Mit der Body-Mapping-Technologie platziert Klymit die Luftkammern genau dort, wo sie für den Liegekomfort wichtig sind. In Bereichen, wo kein Gewicht auf die Isomatte wirkt, bleibt die Matte quasi leer. Dadurch spart Klymit erheblich an Material. Laut Hersteller sollen die Aussparungen eine bessere Luftzirkulation ermöglichen und dem Schlafsack mehr Raum geben, damit sich dieser mit Luft füllen kann.

 

Nun kam es zum ersten Probeliegen. Bei meinem Gewicht fiel mir sofort auf, dass ich den Boden berühre, wenn ich mich mittig auf die Matte setze. Erst wenn ich mich gleichmäßig auf die Matte lege, kann diese mein Gewicht tragen. Beim Drehen auf der Matte passiert es schnell, dass man sie durchdrückt, aber sobald man wieder ruhig liegt, passt es. Sowohl in der Rückenlage als auch in der Seitenlage ist der Liegekomfort im ersten Moment in Ordnung. Viel Spielraum gibt es jedoch nicht, und da ich mich im Schlaf oft bewege, machte ich mir schon etwas Sorgen vor dem ersten Einsatz. Wenn man auf der Matte nach oben oder unten rutscht, kann es passieren, dass man in einem der Aussparungen landet.

 

Beim ersten Anblick kam mir ein Gedanke, der mir keine Ruhe ließ. Deshalb habe ich die Matte einmal aufgeblasen und die ganze Nacht liegen gelassen. Am nächsten Tag bestätigten sich meine Befürchtungen: Die Matte hatte, ohne dass jemand darauf gelegen hatte, erheblich an Luft verloren. Das X-Frame-Design bringt nämlich eine riesige Nahtfläche mit sich. Andere Matten haben meist nur eine umlaufende Naht, die oft eine Schwachstelle darstellt. Die Inertia X Frame von Klymit hat jedoch eine um ein Vielfaches längere Naht, was potenziell mehr Schwachstellen für Undichtigkeiten bedeutet. Eine Naht abzudichten kann sich zudem deutlich komplizierter gestalten als ein Loch zu flicken. Also habe ich die Matte erneut aufgeblasen und in einer gefüllten Badewanne unter Wasser gedrückt. Es waren jedoch keine Luftblasen zu sehen, weder an den Nähten noch am Ventil oder an anderen Stellen. Ich habe die Matte erneut aufgeblasen und auf der Couch liegen gelassen. Leider war das Ergebnis am nächsten Tag wieder dasselbe: Die Matte hatte deutlich an Luft verloren. So viel, dass ich den Boden berührte, wenn ich mich darauf legte.

 

Mit gemischten Gefühlen ging es schließlich zum ersten Einsatz mit der Matte.


Im Einsatz

Die Freude beim Packen des Rucksacks war dennoch groß. Das geringe Gewicht und das kompakte Packmaß der Matte würden meinen Rücken und meine Schultern entlasten. Allerdings musste ich zusätzliches Equipment mitnehmen, wodurch sich der Gewichtsvorteil wieder relativierte. Aufgrund der Aussparungen in der Matte konnte ich sie nicht einfach wie andere Modelle direkt auf die Wiese legen, da sonst mein Schlafsack den Boden berühren und nass werden würde. Das hätte die Nacht schnell ungemütlich gemacht. Also musste ein Groundsheet mit, das etwa 150 g wiegt. Ein leichteres oder kleineres hatte ich nicht. Mit insgesamt rund 400 g lag ich dann schnell wieder im Gewichtsbereich anderer Isomatten, die zudem auch noch einen R-Wert bieten – im Gegensatz zur Inertia X Frame.

 

Am Lagerplatz angekommen, machte ich es mir erst einmal gemütlich und baute anschließend meinen Schlafplatz auf. Mit etwas Spannung ging es dann in die erste Nacht. Da mein Schlafplatz nicht ganz eben war, begann ich schnell, auf der Isomatte zu rutschen. Immer wieder musste ich meine Schlafposition korrigieren. Irgendwann wurde es mir zu lästig, und ich habe meinen Schlafplatz um ein paar Meter verlegt, wo es flacher war. Dort funktionierte es besser, doch trotzdem wurde ich in der Nacht mehrmals wach. Ich rutschte immer weiter nach unten, bis mein Kopf in einer der Aussparungen lag. Auch meine Füße verfingen sich einmal in der Matte. Trotz der sommerlichen Temperaturen verlief die Nacht überraschend kühl. Die Isolierwirkung der Matte ist praktisch nicht vorhanden, und die Kälte vom Boden zog schnell in den Körper. Zum Glück hatte ich meinen wärmeren Daunenschlafsack dabei, der mich über die Nacht warm hielt.

 

Auch der Luftverlust war wieder ein Problem. Einmal musste ich in der Nacht nachpusten, um nicht den Bodenkontakt zu verlieren. Am Morgen war wieder weniger Luft in der Matte, doch im flachen Liegen hatte ich keinen Bodenkontakt. In der Seitenlage war jedoch mein Hüftbereich schnell am Boden und wurde kalt. Allgemein sind die 4 cm Dicke ziemlich wenig. Selbst bei vollständig aufgeblasener Matte spürte man beim Bewegen oft den Untergrund.

 

Auf meiner nächsten mehrtägigen Tour nahm ich ein Zelt mit und testete die Isomatte darin. Wenn das Zelt auf einer vollkommen ebenen Fläche steht, funktioniert die Isomatte deutlich besser als direkt auf dem Boden. Das Rutschen war wesentlich reduziert, und ich konnte eine deutlich ruhigere Nacht verbringen. Dennoch bewege ich mich im Schlaf immer wieder, was bei den meisten Isomatten kein Problem darstellt. Bei dieser Matte war es jedoch anders: Manchmal rutschte ich mit den Händen durch die Streben, was beim nächtlichen Erwachen für Verwirrung sorgte – besonders in der Dunkelheit, wenn man nicht sofort merkt, was los ist. Tatsächlich wurde die Situation im Laufe der nächsten Tage etwas besser. Ich gewöhnte mich an die Form der Matte, und mein Körper störte sich im Schlaf nicht mehr so sehr daran. In der vierten Nacht habe ich schließlich zum ersten Mal durchgeschlafen. Leider wurde ich erneut durch Bodenkontakt geweckt.

Fazit

Mein Fazit zur Inertia X Frame von Klymit: Der Ansatz ist wirklich genial. Material durch Body-Mapping einzusparen, ist für Ultralight-Backpacker sicherlich ein Game Changer. Meiner Meinung nach ist die Umsetzung jedoch noch nicht ganz ausgereift. Ich würde es bevorzugen, wenn die Matte keine Löcher hätte, da man sich so das zusätzliche Groundsheet sparen könnte und die Matte direkt auf den Boden legen könnte. Auch die riesige Nahtfläche wäre so möglicherweise besser kontrollierbar. Dies war für mich das größte Problem. Selbst nach der zweiten Tour habe ich die Matte erneut in der Badewanne auf Löcher überprüft, aber nichts gefunden. Ich vermute, dass die Matte an den Nähten schleichend Luft verliert.

 

Aktuell sehe ich für mich die Vorteile der Inertia X Frame noch nicht ganz. Bei Touren mit Zelt bietet sie eine gewisse Gewichtsersparnis. Allerdings hat die Matte bei mir nur auf absolut waagerechtem Untergrund funktioniert. Wer jedoch einen ruhigeren Schlaf hat und sich nicht viel bewegt, wird mit der Matte sicherlich mehr Freude haben. Ich bin gespannt, wie Klymit das Konzept weiterentwickeln wird, denn es hat definitiv Potenzial. Wer wirklich jedes Gramm zählt, sollte der Isomatte von Klymit auf jeden Fall eine Chance geben.

Vielen Dank an das Team von Outsidestories für die Zurverfügungstellung der Socken.

 

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