Testbericht - Ferrino Backpack Ultimate 35+5

Pro

  • Widerstandsfähiges Material
  • Sehr flexibel einsetzbar
  • Abnehmbares Deckelfach
  • Gute Belüftung
  • Variables Volumen
  • Wasserdichtes Hauptfach

Kontra

  • Keine Kompatibilität mit Trinkblasen
  • Kein Helmnetz inkludiert
  • Deckel- und Hüfttasche nicht wasserdicht

Vor Kurzem erfolgte der Test des DryHike-Rucksacks aus dem Hause Ferrino. Mein Ergebnis, nämlich dass der Rucksack nicht wasserdicht ist und bei Starkregen mein Equipment durchnässt hat, sorgte für einige Kontroversen. HDry und Ferrino wollten das nicht so stehen lassen und haben mir angeboten, einen weiteren Rucksack zu testen, um zu sehen, ob dieser wirklich wasserdicht ist. Das Angebot habe ich natürlich gerne angenommen, denn der DryHike hat auch viele positive Seiten, weshalb ich mich auf den Ultimate freute. Die Anforderung war, den Rucksack, wenn möglich, unter denselben Bedingungen zu testen. Die Wettergötter sollten diesem Wunsch nachkommen ;)

 

Für alle Interessierten hier noch einmal kurz zur Firmengeschichte von Ferrino aus Italien und den technischen Details des Ultimate:

 

Mit einer Firmengeschichte, die bis ins Jahr 1870 zurückreicht, hat sich Ferrino schon lange einen Namen in der Szene gemacht. Neben Zelten, Isomatten, Schlafsäcken und Schneeschuhen hat das Unternehmen auch Rucksäcke im Sortiment. Heute stelle ich euch den Ultimate 35+5 vor:

Dabei handelt es sich um einen Hochtouren-Rucksasck. Geeignet fürs Klettern, Klettersteige, Hochtouren sowie auch Ski- und Schneeschuhtouren.

 

Kapazität: 35 + 5 Liter
Gewicht: Min 920 g / Max 1.28 kg
Dimensionen: 66x28x24 cm
Material: 305 P-Ripstop HP Codura laminiert mit HDry-Membran

Erster Eindruck

 Beim ersten Auspacken fiel mir sofort die dicke Außenhaut des Ultimate auf. Besonders auf der Vorderseite, wo der HDry-Aufdruck zu finden ist, wurde das Material extra verstärkt und wirkt dort sehr robust. Hier muss man keine Sorgen vor spitzen Steinen oder Ähnlichem haben, wenn man den Rucksack ablegt oder an Felsen schabt. Dort findet man auch Befestigungsmöglichkeiten für Eispickel oder Stöcke. Die Halterungen lassen sich auf dieser "Platte" in der Position verstellen und bieten somit vielfältige Montagemöglichkeiten für unterschiedlichstes Equipment. Zum Beispiel lassen sich hier auch Schneeschuhe mit den im Lieferumfang enthaltenen Riemen befestigen.

 

Am Rücken findet man das Hollow Back System von Ferrino, welches für eine gute Stabilität sowie Belüftung sorgt. Die Clips am Brustgurt wirken recht robust und sind passend zum restlichen Design in Schwarz gehalten. Dieser kann in verschiedenen Positionen, aber nicht stufenlos verstellt werden. Am Brustgurt findet sich noch eine ausklappbare Pfeife, die clever designt ist, jedoch etwas lauter sein könnte. Dennoch eine interessante Lösung und ein nettes Sicherheitsfeature. Der Hüftgurt kommt beim Ultimate mit nur einer Tasche aus, dafür mit einer Materialschlaufe auf der anderen Seite, die für den Pickel sehr praktisch ist. Die Materialschlaufe ist gut erreichbar und auch nicht zu weit hinten. Die Tasche fällt leider relativ klein aus. Wer ein Smartphone über 6 Zoll hat, wird Probleme haben, es hineinzubekommen. Das ist leider allgemein ein Problem. Für andere Kleingegenstände passt die Tasche jedoch gut, wie Taschentücher, Messer usw.

 

Vermisst habe ich am Ultimate den Recco-Reflektor. Diesen fand ich am DryHike recht nützlich, und er wäre beim Ultimate ebenfalls passend gewesen. Besonders, da der Ultimate 20 € mehr kostet, ist es schade, dass dieses Feature nicht inkludiert ist.

 

Die Trageriemen sind gut gepolstert und meiner Meinung nach passend für das gebotene Volumen von maximal 40 Litern.

 

Auf der Seite gibt es noch eine Befestigungsmöglichkeit für SKi. Die untere Schlaufe, in welche man die Ski einfädeln muss, kann jedoch nicht verstellt werden in der Länge. Deshalb passen nur Ski mit einer Breite von maximal ca. 120 mm hinein, das sollte für die meisten Nutzer kein Problem sein. Bei einem wirklich vollgepackten Rucksack und den breiten Freeridelatten kann das schon etwas schwierig werden, die Ski hineinzubekommen. Wenn diese Schlaufe auch verstellbar wäre, wäre die Handhabung etwas einfacher.

 

Das Deckelfach ist mit einem wasserdichten Reißverschluss ausgestattet. Es lässt sich auch entfernen, um den Rucksack bei Bedarf kleiner zu machen.

 

Im Inneren des Rucksacks ist es recht unspektakulär. Wie ein Drybag, ein großes Fach und das war's. Hier hätte mir ein separates Fach für eine Trinkblase gefallen.

 

Ein kleines Plus sind die mitgelieferten Riemen. Beim Ultimate bekommt man diese mit Clip-Verschluss. Dennoch finde ich es schade, dass diese nicht außen am Rucksack angebracht sind, sondern lose im Deckelfach herumliegen und nur bei Bedarf herausgenommen werden. Außen am Rucksack montiert, wäre die Handhabung damit deutlich einfacher. So muss man sie vor der Verwendung erst in den Tiefen des Rucksacks suchen. Dafür kann man aber auch nicht hängen bleiben.

 

Ein Helmnetz ist bedauerlicherweise nicht enthalten, sondern nur als separates Zubehör erhältlich.  Bei dem Preis sollte das meiner Meinung nach dabei sein. Soweit zum ersten Eindruck. Also ging es los auf Tour mit dem Ultimate.


Im Einsatz

Es folgten mehrere Tagestouren, darunter kleine Klettereien, Klettersteige sowie zwei Mehrtagestouren mit dem Rucksack. Beim ersten Packen fiel sofort auf, dass der Ultimate auf die Integration eines Trinksystems verzichtet. Obwohl am Trageriemen Schlaufen vorhanden sind, um das Mundstück einer Trinkblase zu befestigen, muss man die Trinkblase auch hier einfach lose in den Rucksack legen und den Schlauch irgendwie herausführen, was die Dichtigkeit negativ beeinflusst. Dennoch war ich beim Packen begeistert, wie viel ich hineinbekommen habe. Auch das Helmnetz ist mir nicht wirklich abgegangen, weil das Volumen groß genug ist, um den Helm bei der Anreise im Inneren zu verstauen. Auch für eine Mehrtagestour ging alles locker hinein: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kocher, Essen, Regenjacke, Ersatzkleidung, Brennstoff usw. fanden alle problemlos Platz im Ultimate.

 

Bei den ersten Tagestouren beim Klettern und auf dem Klettersteig fiel der Rucksack nicht großartig auf, was ein gutes Zeichen ist. Der Rucksack stört nicht, liegt angenehm am Rücken und der Hüftgurt harmoniert auch gut mit dem Klettergurt. Da wird nichts unangenehm überdeckt. 

 

Durch das verstellbare Deckelfach ist es auch einfach möglich, größere Ausrüstungsgegenstände wie zum Beispiel Seile usw. darunter zu befestigen. Mit den Skihalterungen kann das Seil auch seitlich noch fixiert werden, damit es nicht herumschwingt.

 

Das Material kommt mit Felskontakt wirklich gut zu Recht. Da merkt man, dass der Rucksack für den Einsatz konzipiert wurde und dass die Wahl auf ein besonderes widerstandsfähiges Material fiel. Auch nachdem ich am Klettersteig mehrmals am rauen Kalkstein schabte, konnte man keine Abnutzungserscheinungen erkennen.

 

Bei der Anreise zum Klettersteig mit dem Rad fiel mir auf, dass der Helm schnell einmal unangenehm beim Deckelfach ansteht. Gerade bergab am SingleTrail ist dies sehr unangenehm. Für den Einsatz wurde der Rucksack aber auch nicht konzipiert. Beim Klettern hatte ich dieses Problem nicht einmal.

 

Beim Wandern mit vielen kleinen Ausrüstungsgegenständen für die Kamera usw. hatte ich schnell ein Problem mit der Größe des Deckelfachs. Dieses dürfte meiner Meinung nach etwas größer sein, unterscheidet sich jedoch nach Bedarf. Bei anderen Rucksäcken gibt es oft das Problem, dass das Deckelfach zu groß ist und dann nicht mehr formschlüssig am Hauptfach aufliegt, wenn dieses nicht komplett gefüllt ist. Kein richtiger Negativpunkt, sondern lediglich eine Anmerkung zu meinen Vorlieben.

 

Der Zugriff auf das Hauptfach störte mich zunächst etwas, da dieser etwas umständlich ist. Denn dafür muss zuerst das Deckelfach geöffnet werden, danach zwei Clips und zum Schluss steht noch der Reißverschluss im Weg. Aber dann kam der erste richtige Regenguss, und ich war gespannt, wie sich der Ultimate schlagen würde. Anstatt mich unterzustellen, ging es für zwei Stunden durch strömenden Regen. Ich freute mich schon richtig, als sich endlich wieder die Sonne zeigte und ich eine Pause machte. Voller Spannung öffnete ich das Hauptfach, um zu sehen, ob alles trocken geblieben war. Und siehe da, es blieb alles trocken. Ich muss jedoch sagen, dass ich die Trinkblase zuvor abgehängt und komplett im Hauptfach verstaut hatte. Ansonsten wäre die Durchführung des Schlauchs sicher eine Schwachstelle gewesen. So blieb das Fach jedoch wirklich staubtrocken, und ich konnte erleichtert weiterziehen. Als ich dann das Deckelfach öffnete, wurde meine Euphorie jedoch etwas gebremst, denn dieses wurde nass, und auch die Hüfttasche blieb nicht trocken. Bei genauerer Betrachtung wurde mir auch klar, warum. Während das Hauptfach durch das Aufwickeln des Verschlusses trocken blieb wie ein Drybag, werden die anderen beiden Fächer nur mittels Reißverschluss verschlossen. Diese dichten jedoch nicht ganz ab, sondern lassen einen Spalt von mindestens zwei Millimetern. Das reicht bei andauerndem Regen aus, damit sich genug Wasser in der Tasche sammelt, sodass alles nass wird. Hier müsste man noch etwas Material wie ein "Vordach" über den Reißverschluss machen, um diesen Effekt zu verhindern. Nur mit einem Reißverschluss wird man das meiner Meinung nach nicht dicht bekommen.

 

 

Fazit

Abschließend muss ich sagen, dass der Ferrino Ultimate insgesamt einen guten Eindruck gemacht hat. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig. Besonders die verstärkte Seite hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt sind die Befestigungsmöglichkeiten hochwertige gestaltet. Der Tragekomfort ist sehr hoch. Das Volumen ist für alle Touren, die ich normalerweise mache, ausreichend. Auch für Klettertouren mit Hüttenübernachtung sollte hier jeder genügen Platz im Ultimate finden. Unter dem Deckelfach lässt sich problemlos ein Seil befestigen, und die zusätzlichen Riemen bieten auch die Möglichkeit, ein Zelt oder Ähnliches außen zu befestigen. Die Hüfttasche und auch das Deckelfach könnten für meinen Geschmack etwas größer und vor allem wirklich wasserdicht sein. Wenn man hier noch einmal nachbessert, würde der Rucksack insgesamt ein besseres Zeugnis bekommen, weil er dann auch seinen Versprechen gerecht werden würde. Leider verzichtet der Ultimate auf eine gute Integration für die Wasserversorgung. Das ist für mich ein Minus. Die sehr robuste und hochwertige Verarbeitung macht ihn zu einem soliden Begleiter im Gebirge. Felskontakt ist für den Ultimate kein Problem. Außerdem ist der Rucksack für viele verschiedene Sportarten geeignet und somit sehr vielseitig, was mir gut gefallen hat. Egal ob Klettersteig, Klettern, Hochtouren, Schneeschuhtour oder auch Skitour, mit dem Ferrino Ultimate ist man solide gerüstet. Leider gibt es zum Rucksacsk nicht besonders viel Erklärungen im Sinne einer Anleitung oder eines Videos. So bleibt es dem Nutzer selbst überlassen herauszufinden wie man sich bei Ferrino die Montage von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen oder ähnlichem gedacht hat. Hier wäre ein kurzes Video auf der Herstellerseite vielleicht mit kleinem QR-Code am Rucksack eine Idee um dem Kunden die Möglichkeit zu geben alle Features einmal erklärt zu bekommen. Wenn Ferrino bei den genannten Punkten noch einmal nachbessert, ist der Rucksack wirklich top. So bleibt bei dem hohen Preis von 300 € noch etwas Luft nach oben, obwohl man ein wirklich hochwertiges Produkt erhält, mit dem man über viele Jahre hinweg Freude haben kann und auch wird.

Vielen Dank an das Team von Outsidestories für die Zurverfügungstellung des Rucksacks.

 

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